Sony INZONE: Die Transformation einer Marke

Bildquelle: Sony

Knapp 8 Jahre ist es her, dass Sony die bei den Fans beliebte Vaio-Marke einstampfte und sich aus dem klassischen Computersegment zurückzog. Mit INZONE feiert Sony nun ein Comeback, allerdings stehen diesmal Gamer im Mittelpunkt.

INZONE umfasst drei Headsets und zwei Monitore, die sich vor allem an PC-Gamer richten. Wer die neue Hardware mit der Playstation 5 nutzen möchte, wird einige Features nicht im vollen Umfang ausspielen können. Deshalb verwundert es nicht, dass INZONE innerhalb der Consumer-Electronics-Sparte eingegliedert ist und nicht der Playstation-Produktfamilie zugeordnet wird. Ergänzend zur Produkteinführung der ersten INZONE-Produkte sponsert Sony die globalen eSport-Events Evo 2022 und 2023, PGL DOTA 2 Arlington Major 2022 und die VALORANT Champions Tour 2022.

PC-Gaming im Fokus

Mit dem INZONE M9 (1099 Euro) und INZONE M3 (Preis noch nicht bekannt) bringt Sony zwei IPS-LCD-Monitore in 27 Zoll auf den Markt, die jeweils ganz eigene Vorteile bieten. Der M9 richtet sich vorrangig an Gamer, die eine überzeugende HDR-Bildqualität und 4K-Auflösung schätzen. Mit Bildwiederholraten von bis zu 144 Hertz und einem Full-Array-Local-Dimming-Backlight erreicht der M9 eine bessere HDR-Bildqualität. Je nach Anzahl der verbauten LEDs ist es allerdings nicht ausgeschlossen, dass vertikale oder horizontale Schatteneffekte infolge des LED-Rasters sichtbar sein können.

Der M3 kommt hingegen mit klassischer Edge-LED-Beleuchtung und Full-HD-Auflösung auf den Markt und ermöglicht Bildwiederholraten von bis zu 240 Hertz, was sich insbesondere an Onlinespieler richtet, die beispielsweise in reaktionsschnellen Shootern Wettkämpfe austragen. Beide Modelle unterstützen VRR und G-Sync und sind mit zwei HDMI-2.1-Eingängen und einem Displayport-1.4-Anschluss ausgestattet. Die INZONE-Monitore werden mit einer 10-Bit-Farbtiefe beworben, allerdings erfolgt die Panel-Ansteuerung auf 8-Bit+FRC-Niveau.

Mit Playstation 5 lassen sich VRR- und HDR-Features nutzen, doch erst PC-Gamer können die maximalen Bildwiederholraten der Monitore ausloten und erhalten Zugriff auf die INZONE-Hub-PC-Software, um wichtige Einstellungen besonders komfortabel vorzunehmen.

Ebenfalls praktisch: Die Monitore arbeiten als USB-Hub-Switch, sodass sich beispielsweise Maus, Tastatur und Kopfhörer am Monitor anschließen lassen, um damit einen gleichzeitig verbundenen Laptop und PC oder die Spielekonsole zu steuern. Beide Monitore sind höhenverstellbar, lassen sich neigen und bieten ein außergewöhnliches Standfußdesign, das möglichst viel Freiraum für die Platzierung einer Maus und Tastatur ermöglicht.

Ergänzt werden die zwei Gaming-Monitore durch die drei Headsets INZONE H9 (299 Euro), H7 (229 Euro) und H3 (99 Euro). Sony verspricht eine optimale Sprachverständlichkeit und überzeugenden 3D-Sound über die 360 Spatial Sound Technologie. Das Topmodell H9 bietet zusätzlich eine leistungsstarke Noise-Cancelling-Funktion. Alle INZONE-Kopfhörer sollen sich durch einen hohen Tragekomfort, extralange Akkulaufzeiten und eine praktische Schnellaufladung auszeichnen.

Warum jetzt?

PC-Gaming-Monitore und -Headsets sind am Markt weit verbreitet und abseits einiger Features und Designentscheidungen stechen die ersten INZONE-Produkte von Sony technologisch kaum aus der Fülle an verfügbaren Geräten heraus. Die Gründe, weshalb Sony im Jahr 2022 erneut zu klassischer PC-Hardware zurückkehrt, werden erst verständlich, wenn man die offiziellen Präsentationen studiert, mit denen sich Sony an Investoren richtet.

Mit Kenichiro Yoshida (Nachfolger von Kazuo Hirai) ist seit 2018 eine Trendwende in der Produkt-Strategie erkennbar, um Sony im Eiltempo zu einer universellen Marke zu transformieren. Obwohl es sich bei Yoshida um ein echtes Sony-Urgestein handelt, ist er kein klassischer Sony-Consumer-Electronics-Taktgeber.

Yoshidas Stärken liegen vielmehr im Netzwerk-, Internet- und Finanz-Business und er zeichnete beispielsweise in den 2000er-Jahren für So-net verantwortlich. Ihm zur Seite steht Jim Ryan, der als aktueller Playstation-Chef sowohl die klassischen Playstation-Fans zufriedenstellen muss, aber andererseits mit Hochdruck die Erweiterung der Playstation-Marke vorantreibt.

Sonys Transformation ging nicht emotionslos über die Bühne, denn durch die internen Machtkämpfe verlor man wichtige Köpfe hinter der ehemaligen Playstation-Erfolgsgeschichte: Shawn Layden und Andrew House kehrten Sony gleichermaßen den Rücken, wohlwissend, was die Neuausrichtung der Playstation-Marke für die Zukunft bedeutete. Statt der Fokussierung auf eine einzige Hardware wie die PS5 öffnet sich Sony weiteren lukrativen Märkten und entwickelt Umsetzungen beliebter Eigenmarken.

Die Worte „Playstation-exklusiv“ bedeuten im Jahr 2022 übersetzt: „Für Playstation und PC“. Sonys Investitionen ändern sich deshalb drastisch: bis 2019 waren die Anstrengungen im PC-Markt noch vergleichsweise gering, während der Fokus maßgeblich auf der klassischen Playstation-Hardware lag. Nur 3 Jahre später investiert Sony knapp 30% in PC- und Mobile-Gaming und bis 2025 sollen diese Ausgaben auf ca. 50% gesteigert werden.

Selbst im PS5-Marktsegment verschieben sich die Prioritäten: Machte die klassische Gaming-Vermarktung vor wenigen Jahren noch 88% aus, so entfallen 2022 bereits 50% auf Live-Service-Online-Angebote. Bis 2025 will Sony die Live-Service-Sparte weiter ausbauen – die klassische Spiele-Vermarktung wäre dann nicht mehr die wichtigste Säule.

Die Übernahme von Firmen wie Accelbyte, Firesprite, Valkyrie Entertainment, Bungie und Haven sind allesamt auf die Online-, PC- und Mobile-Zukunft ausgerichtet, bei der die Playstation-Hardware eine, aber nicht mehr die alleinige Rolle einnimmt. Mit weiteren Investitionen in Epic Games deckt Sony gleich zwei Themenfelder ab: weltweite Online-Gaming-Hits wie „Fortnite“ und „Fall Guys“ spielen in Sonys Marketing-Strategie eine ebenso wichtige Rolle wie die Verwendung der Unreal Engine in Spiel- und Filmprojekten. Mit Crystal-LED-Displays beliefert Sony beispielsweise Filmstudios, die mittels Unreal Engine und Micro-LED-Walls virtuelle Welten vor der Kamera erschaffen können.

INZONE ist nur der Anfang

Neue Marken wie INZONE sind lediglich der Beginn von Sony Neuausrichtung. Die Robotermarke „aibo“ köchelt weiterhin im Hintergrund und in Zusammenarbeit mit Honda werkelt Sony am Elektrofahrzeug Vision-S, um zukünftig mit Tesla und Co. zu konkurrieren. Nicht weniger ambitioniert erscheint das Satelliten-Projekt „Star Sphere“, um mit leistungsstarken Kameras Erdaufnahmen aus dem All zu erstellen.

Sonys Ziel: Die Erschaffung eines eigenen Metaverse, einer virtuellen Sony-Welt, in der Games, Musik, Serien und Filme grenzenlos und mit allen Sinnen konsumiert werden können. Die Entwicklung von Playstation VR2 ist deshalb ein logischer nächster Schritt, um virtuelle Welten noch fühlbarer zu transportieren.

Yoshidas Transformation der Sony-Marke zeigt schon jetzt Wirkung: ehemals unprofitable Bereiche innerhalb Sonys schreiben heutzutage schwarze Zahlen. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten: Mit knapp 110000 Angestellten ist die Mitarbeiterzahl bei Sony auf einem Rekordtief, 2008 waren noch knapp 180000 Menschen bei Sony angestellt. Die Zukunft wird zeigen, für wen sich Sonys Transformation am Ende auszahlt.