God of War Ragnarök: Versöhnung im Götterreich

Bildquelle: Sony

Playstation-Entwicklerteams sind immer für eine Überraschung gut: Während Naughty Dog mit „The Last of Us Part II“ vor allem Fans des ersten Teils mit einer Holzhammermethode überrollte, beweisen die Santa Monica Studios in „God of War: Ragnarök“ ganz viel Herz. Der brodelnde Wutvulkan Kratos wird immer mehr zum verständnisvollen Familienvater und somit menschlicher denn je. Statt Rache und Wut sind es vor allem Themen wie Vergebung, Versöhnung und Freundschaft, die das neue Abenteuer prägen. Und wer weiß: Womöglich ist es ja sogar möglich, dem eigenen Schicksal zu entrinnen.

Rückblende

Den Überraschungshit „God of War“ hatte ich 2018 so nicht erwartet: Die Vorschauinhalte zeigten die gewohnt hohe Sony-Qualität, doch irgendwie fehlte der Bombast und die übertriebene Action der PS2- und PS3-Vorgänger. Doch „God of War“ belehrte mich beim Spielen eines Besseren, denn die virtuelle Kamera blieb ohne einen Schnitt immer dicht am Geschehen und Sparta-Halbgott Kratos als mitfühlenden Vater zu erleben, weckte echte Emotionen. Die Santa Monica Studios erdeten die übertriebene Action und dennoch entfaltete „God of War“ eine enorme bild- und tongewaltige Wucht. Mit klassischen Zelda-Zutaten gespickt, war das Spiel hervorragend ausbalanciert und innerhalb der knapp 20 Spielstunden (und vielen weiteren, um alle Geheimnisse zu entdecken) überstrapazierte „God of War“ meine Geduld nicht im Übermaß. Ein wenig war „God of War“ genau das, was der Film „Logan“ für das X-Men- und Wolverine-Franchise war: Eine erfrischende Neuinterpretation eines bekannten Themas. Der nun erschienene Nachfolger „God of War: Ragnarök“ muss nun ohne diesen Überraschungsbonus überzeugen, schließlich handelt es sich um die direkte Fortsetzung der Geschichte. Der Übergang ins neue Abenteuer ist so nahtlos, dass man sich sofort wie Zuhause fühlt, vorausgesetzt, man hat den 2018er-Titel gespielt. Zwar gibt es die Option, die Geschehnisse von „God of War“ als Videozusammenfassung abzuspielen, doch um die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Kratos und Atreus in allen Details zu verstehen und die Rolle von Freya richtig einordnen zu können, sollte vor „Ragnarök“ unbedingt der 2018er-Vorgänger durchgespielt werden. 

Größere Areale abseits der Hauptstory lockern das Spielgeschehen vorwiegend durch Puzzleeinlagen auf. Fehlt Kratos eine der wichtigen Hauptfähigkeiten, müssen Sie wohl oder übel zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederkommen, um verborgene Schätze zu erreichen (Bildquelle: Sony)

Mehr von allem 

Obwohl die ersten Spielstunden fast wie eine 1:1 Kopie des ersten Teils erscheinen, inszeniert „Ragnarök“ die wichtigsten Momente mit noch mehr Wucht. Der Gewaltgrad wurde ebenfalls etwas angehoben, doch abseits sehr brutaler Finisher wütet der alte Kratos auch in „Ragnarök“ deutlich unblutiger als noch in jungen Jahren. War der Umgang mit der Leviathan-Axt im 2018er-Reboot noch eine echte Gameplay-Überraschung, so fühlen sich die Kämpfe und Puzzle-Einlagen in „Ragnarök“ vertraut an. Zudem darf Kratos gleich zu Beginn mit den serientypischen Chaos-Klingen auf die Gegner einprügeln, weshalb ein prägender emotionaler Höhepunkt des Vorgängers hier ein wenig verpufft. Dafür macht „Ragnarök“ bei den Kampfmechaniken einen Schritt nach vorn: Es gibt im neuen Spiel noch mehr Spezialfertigkeiten zu erlernen und unterschiedliche Rüstungsteile bzw. Sets bieten zahlreiche Vorteile, die den jeweiligen Spielstil unterstützen. Neue spielerische Freiheiten versprechen die Amulett-Runen, sodass sich zusätzliche Boni nutzen lassen, ohne auf das Lieblingsrüstungsset verzichten zu müssen. Apropos Lieblingsset: Das Aussehen der Rüstungen darf diesmal nachträglich geändert werden. Richtig imposant wird das Kampfgeschehen, wenn Kratos auf sämtliche Waffenfertigkeiten zugreifen kann: Durch ein fantastisches Partikelsystem entfachen die Spezialmanöver ein ums andere Mal wahre Naturgewalten auf dem Bildschirm mit hohen Schauwerten. 

Kämpfe und Gegner sind oftmals nicht so mitreißend und fantasievoll inszeniert wie erhofft, doch mit den richtigen Fähigkeiten ausgestattet lässt sich dennoch ein Effektfeuerwerk zünden. Neben der Leviathan-Axt und den Chaos-Klingen wartete eine neue Waffe darauf, entdeckt zu werden (Bildquelle: Sony)

Auf und ab

Wenn ich mit Kratos und Sohnemann Atreus durch den Schnee stapfe, den treuen Wölfen ganz tief in die Augen blicke und das gesellige Dasein durch Blitz und Donner ein jähes Ende findet, dann ist sie schon wieder da, diese einhüllende Atmosphäre in Kinoqualität, wie sie nur ganz wenige Videospiele vermitteln. Einmal mehr kommt das neue Abenteuer ohne Schnitt aus und Sie werden in einer durchgängigen Kamerafahrt durch die gesamte Geschichte geführt. „Ragnarök“ bleibt den eigenen „God of War“-Wurzeln treu: Die Levelbegrenzungen sind allgegenwärtig und interaktive Gegenstände sind rar gesät. Dafür präsentiert das Spiel traumhafte Panoramen, wenngleich diese meist nur bestaunt, aber nicht bis ins letzte Detail erkundet werden dürfen. „God of War Ragnarök“ behandelt die Levelstruktur wie der Klassiker „Zelda: Ocarina of Time“: nützliche Gegenstände finden sich leicht abseits des Hauptweges, doch im Endeffekt bewegt man sich auf schmalen Bahnen zum nächsten Zielort. Selbst vor unsichtbaren Wänden machen die Santa Monica Studios nicht halt, sodass sich mancher Gang nicht betreten lässt, obwohl es die Levelarchitektur hergeben würde. Jedes Gebiet ist feinsäuberlich voneinander getrennt und durch Portale erreichbar. Stehen diese weit voneinander entfernt, kann es schon einmal einige Minuten dauern, bis man die Weiterreise fortsetzen kann und nicht zuletzt das wiederkehrende Areal des Weltenbaums bremst den Spielfluss gelegentlich etwas aus. Damit erscheint „Ragnarök“ im Jahr 2022 etwas altbacken, doch wer kinoreife Single-Player-Abenteuer schätzt, dürfte den fehlenden Open-World-Ansatz kaum vermissen. Um den Forscherdrang zumindest etwas zu schüren, kreieren die Santa Monica Studios etwas größere Szenarien abseits der Hauptwege wie Seen oder (Schnee)-Wüstenumgebungen und platzieren darin kleine Inseln, die sich in beliebiger Reihenfolge erforschen lassen. Dies lockert den Spielverlauf auf und belohnt fleißige Spieler mit wichtigen Upgrade-Materialien. Sehr sympathisch: Entscheiden Sie sich für die Wege abseits der nächsten Story-Handlung, kommentieren das Ihre Mitstreiter mit humorvollen Dialogen. Generell wird in „God of War: Ragnarök“ fast jedes Detail kommentiert, aber dies meist immer mit einem selbstironischen Unterton. Je nach Spielstil kann sich „Ragnarök“ dadurch aber auch in die Länge ziehen und es ist gut möglich, dass man stundenlang nichts mehr von der Haupthandlung erfährt und der generelle Spielfortschritt fast zum Erliegen kommt. Da zu Beginn noch nicht alle Bereiche zugänglich sind, wird man die meisten Gebiete mit neuen Fähigkeiten ausgestattet nach 10, 20 oder 30 Stunden Spielzeit erneut bereisen, um auch die letzten verborgenen Kisten zu öffnen. Die Puzzle-Einlagen verlieren mit fortschreitender Spieldauer etwas von ihrem Reiz, da der Lösungsweg offensichtlich erscheint, doch die millimetergenaue Positionierung der Spielfigur entscheidend ist, um den wichtigen Treffer zu landen. Das Upgradesystem für Kratos‘ Lebens- und Wutenergie krankt zudem daran, dass der Ertrag für den Spieler sinkt, aber der Aufwand, an diese Verbesserungen zu gelangen, gleich bleibt, was der Motivation, die sich wiederholenden Puzzles lösen zu wollen, nicht gerade zuträglich ist. 

Die wichtigsten Umgebungen sind ebenso in verschwenderischer Detailpracht modelliert wie die Waffen und Rüstungen: besonders mit einer PS5 verzückt die Texturqualität auf einem XXL-Bildschirm. Allerdings erscheinen die Areale oftmals leblos und setzen enge spielerische Grenzen (Bildquelle: Sony)

Ein Meisterwerk?

„Ragnarök“ perfektioniert die spielerischen Möglichkeiten des Erstlingswerks und erweitert die Welten und spielbaren Charaktere, doch im Kern ist es die gleiche Erfahrung wie 2018. Außergewöhnlich an „God of War: Ragnarök“ ist einmal mehr die Produktionsqualität, denn selbst ohne Day-1-Patch lässt sich das neue Abenteuer bis zum Ende genießen und vorhandene Bugs, die den Spielfortschritt verhindern, lassen sich stets durch das Laden des letzten Kontrollpunktes umgehen. Meine Kritikpunkte an „God of War Ragnarök“ sind dennoch zahlreicher als im Vorgänger. Deutete „God of War“ einige Familienthemen beispielsweise nur an und konzentrierte sich auf die emotionalen Höhepunkte, so präsentiert „Ragnarök“ allzu oft langwierige Traumsequenzen und lässt jeden Charakter ausführlich zu Wort kommen. Viele der wunderschönen Umgebungen sind zudem unbelebt: Gerade in der Zwergenstadt hätte ich mir mehr Interaktionsmöglichkeiten gewünscht. Neue Rüstungen oder Gegenstände zu erwerben, fühlt sich im neuen Abenteuer beliebiger an und Kisten mit Material stehen nicht selten willkürlich in engen Gängen. Die Verknüpfung von Kampf- und Puzzlelementen gingen im Vorgänger meiner Meinung nach harmonischer ineinander über, denn im neuen Abenteuer habe ich oftmals das Gefühl, dass die Kämpfe die Puzzle-Einlagen auflockern und nicht umgekehrt. Langweilige Gegner, oftmals im Reptilien- und Echsen-Design und uninspirierte Bosskämpfe sind auch in „Ragnarök“ überraschend oft an der Tagesordnung. Doch das Positive in „Ragnarök“ überwiegt bei weitem: Epische Bilder sind im Überfluss vorhanden, beispielsweise wenn eine bekannte Schlange oder ein zotteliger Gegner den gesamten Bildschirm ausfüllen oder wenn sich vor mir eine imposante Galaxie ausbreitet. Diese unglaublichen Postkartenmotive zelebrieren in jedem einzelnen Pixel die Detailverliebtheit, mit der die Santa Monica Studios diese Fantasywelten erschaffen haben. Ein großes Highlight sind diesmal die Gegenspieler: Jedes Mal, wenn Odin und Thor auf der Bildfläche erschienen, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Wie bei vielen Sony-Titeln werden aktuelle Themen allerdings plakativ in der Spielwelt untergebracht und dadurch fühlt sich das Abenteuer nicht so einzigartig an, als würde man beispielsweise in die fremdartige Welt eines From-Software-Spiels eintauchen. Dazu trägt auch die zu moderne Sprache bei, die unabhängig von der gewählten Übersetzung oder dem englischen Original teilweise deplatziert wirkt. Davon abgesehen sind die deutschen Synchronsprecher deutlich besser aufgelegt als bei vielen anderen Sony-Blockbuster-Titeln, sodass Sie „God of War Ragnarök“ auch mit deutschen Stimmen vollends genießen können. Dass Kratos mit seiner sympathisch grummeligen Art oftmals wie ein missverstandener Fremdkörper inmitten all der bekannten und neu eingeführten Charaktere erscheint, hat durchaus seinen Charme, könnte aber gewisse „God of War“-Fans vor den Kopf stoßen, die das Abenteuer ausschließlich mit Kratos bestreiten möchten. Da sich die Haupthandlung häufig um ganz andere Charaktere dreht, entstehen unweigerlich gewisse Durststrecken, je nachdem mit welchen Figuren man mehr oder weniger mitfiebert. Mir werden vor allem die zwei wichtigsten Gegenspieler noch lange in Erinnerung bleiben und neben Kratos ist es Zwerg Sindri, der mein heimlicher Star des neuen Spiels ist.

Weltenbaumhüter Ratatoskr auf den Schultern von Kratos: Rocket Raccoon und Drax von den „Guardians of the Galaxy“ lassen grüßen! Kratos steht nicht mehr allein im Mittelpunkt der Erzählung: viele weitere Haupt- und Nebenfiguren lockern die schwermütige Grundstimmung auf (Bildquelle: Sony)

Gestrecktes Erlebnis 

Ein „God of War“-Abenteuer zu PS2- und PS3-Zeiten konnte in 10 Stunden beendet werden und feuerte dabei ein Effektkino der Sonderklasse ab. Im 2018er „God of War“ hatte man die Welt binnen 20 Stunden bereist und konnte sich danach den Nebenaufgaben stellen. In „God of War Ragnarök“ ist hingegen selbst nach 20 Stunden noch nicht Schluss und erst sehr spät im Abenteuer hält Kratos eine neue Waffe in der Hand, die man noch nicht aus dem Vorgänger kennt. Genau diese Waffe macht die Kämpfe intensiver und interessanter, doch eine Frage überkam mich viel zu oft: Warum wird das bekannte Spielprinzip immer weiter gedehnt, anstatt die besten Gameplayelemente straffer aneinanderzureihen? Sohnemann Atreus bekommt ebenfalls neue Fähigkeiten spendiert, doch sein gesamtes Potenzial zeigt sich im Spiel nur selten. Stattdessen sind es wichtige und meist selbstablaufende Story-Momente, die die wirklich beeindruckenden Kräfte von Atreus entfachen. Im Gegensatz zu Kratos ist das Maximallevel von Atreus zu schnell erreicht und obwohl man diesmal mehr Mitstreiter an die Seite gestellt bekommt, halten sich die spielerischen Unterschiede in engen Grenzen, schließlich müssen die Puzzles weiterhin funktionieren, unabhängig davon, wer an Kratos‘ Seite steht. Ähnlich durchschaubar ist das Kampfsystem, bei dem in den anspruchsvollsten Kämpfen kein echtes Duellfeeling aufkommt, da man lediglich im richtigen Moment ausweichen, blocken, parieren oder mit Elementarangriffen kontern muss, was durch bunte Kreise entsprechend symbolisiert wird. Hält man sich nicht an diese Vorgaben, wird man sehr schnell auf dem Hosenboden landen. Der Spannungsbogen des neuen Abenteuers flachte für mich zunehmend ab und viele der besten Momente im Spiel wurden bereits im Ankündigungstrailer verraten. Ausgerechnet im Finale geht dem Spiel förmlich die Puste aus: Meine Highlights fanden allesamt vor oder nach dem großen Finale statt, während mich der Höhepunkt des Spiels kaltließ. Imposante Schlachtengemälde wurden beispielsweise in „Ghost of Tsushima“, „Ryse: Son of Rome“, „Heavenly Sword“ und nicht zuletzt „God of War III“ zelebriert, doch das, was ich in „Ragnarök“ in den letzten Story-Action-Minuten präsentiert bekomme, ist vergleichsweise ernüchternd. Der grafische und atmosphärische Tiefpunkt zeigt sich ausgerechnet bei den wichtigsten Gesprächen am Spielende, denn diese Szenen werden nicht mit den sonst üblichen Kinoeinstellungen und aufwändigen Gesichtsanimationen präsentiert. Stattdessen sprechen sämtliche Figuren mit wenigen Animationsphasen und verdrehen ihre Köpfe derart ungelenk, dass die Atmosphäre mächtig darunter leidet. Hätte ich nur einen Wunsch frei, dann würde ich mir für die letzten Story-Minuten eine höhere Produktionsqualität wünschen, denn dass es die Santa Monica Studios deutlich besser können, beweisen die cineastischen Sequenzen davor zur Genüge.

Das gesamte Abenteuer wird einmal mehr in einer einzigen durchgehenden Kamerafahrt präsentiert. In den cineastischen Momenten spielt „God of War: Ragnarök“ seine Stärken in Bild und Ton besonders imposant aus. Man mag es kaum glauben, dass dieses Spiel für die PS4 entwickelt wurde (Bildquelle: Sony)

Mit PS5 ein besonderer Genuss

Grafisch muss „God of War: Ragnarök“ trotz der unverkennbaren PS4-Wurzeln keinen Vergleich mit technisch aufwändigeren Next-Gen-Titeln scheuen. Das Festhalten an einer vergleichsweisen simpleren Grafikstruktur bietet für PS5-Besitzer enorme Vorteile, denn sämtliche Mehrleistung der neuen Konsole lässt sich in die Texturauflösung und Bildanzahl pro Sekunde stecken. Mit einem QD-OLED-TV und einer 4K-120-Hz-HDR-VRR-Zuspielung zeigte „God of War: Ragnarök“ im Test eine exzellente Bildqualität, butterweiche Kameraschwenks und eine jederzeit scharfe Detailabbildung selbst bei sehr schnellen Bildbewegungen. Der ebenfalls vorhandene Qualitätsmodus erhöht zwar nochmals die Auflösung auf echte 4K-Qualität, doch die Bildrate sinkt auf 30 bis 40 FPS. Da das Upscaling im Spiel hervorragend funktioniert und die Grafikqualität im Performance-Modus keine Wünsche offenlässt, ist die Performance-Einstellung das Mittel der Wahl, um „God of War Ragnarök“ auf einem XXL-Screen in bester Bildqualität zu erleben – selten sah ein Videospiel in Bewegung so gut aus. Zudem verbessert der Performance-Modus die Spielbarkeit deutlich, insbesondere wenn man punktgenaue Ausweich- und Blockkontermanöver ausführen möchte. Zusammen mit einem erstklassigen Art-Design spielt die grafische Darbietung deshalb weiterhin ganz oben mit und die Fantasy-Welt wird zum echten Erlebnisspielplatz. Wuchtig ist auch das Sounddesign, das tolle Raumklangeffekte produziert und einzelne Töne über den Lautsprecher im Gamepad als passende Ergänzung abspielt. PS5-Features wie 3D-Raumklang und haptisches Feedback haben andere Sony-Titel zwar bereits beeindruckender zur Schau gestellt, doch „God of War Ragnarök“ fühlt sich auf PS5 nochmals runder und beeindruckender an als auf einer PS4. Weitere bekannte Vorteile wie ultrakurze Ladezeiten sind natürlich ebenfalls vertreten. 

Noch einmal mit Gefühl

„God of War: Ragnarök“ kann den Erfolg des Vorgängers wiederholen, wenngleich das neue Abenteuer nicht die gleichwertige Faszination auslösen dürfte, schließlich sind sämtliche Bestandteile aus dem 2018er-Titel bereits bekannt. Dadurch ist es besonders einfach „God of War: Ragnarök“ einer breiten Masse weiterzuempfehlen, denn das neue Spiel schließt nahtlos an den Vorgänger an, sodass sich Fans sofort wie Zuhause fühlen werden. Und dank der wahnsinnig detaillierten Einstellungsmöglichkeiten lässt sich der Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen und in den Rätseln auf nahezu jedes Niveau abgleichen, sodass selbst unerfahrene Gamer problemlos das gesamte Abenteuer in vollen Zügen genießen können. Somit fühlt sich „God of War: Ragnarök“ unter Umständen wie eine gute Marvel-Serie an, mit dem Unterschied, dass man hier auch in den selbstablaufenden Sequenzen per Quick-Time-Events das Tastendrücken nicht vergessen sollte. Wer von der unverwüstlichen Sony-Gameplay-Formel auch im 15. Jahr nach „Uncharted“ nicht genug bekommen kann und keine Experimente im Vergleich zu „God of War“ wünscht, der wird sich im neuen Fantasy-Abenteuer „God of War: Ragnarök“ pudelwohl fühlen. Nach knapp 70 Spielstunden hatten wir alles entdeckt und die Platin-Trophäe erhalten. Es lohnt sich, diese Zeit in „Ragnarök“ zu investieren, denn die Spielwelt bietet auch nach dem Abspann tolle Geschichten. Und sollten Sie womöglich Panik verspüren, falls einzelne Gebiete vermeintlich nicht mehr bereist werden können, dann fragen Sie doch einmal beim Weltenbaumbeschützer Ratatoskr nach! Die nahe Zukunft von „God of War“ scheint bereits vorskizziert: ein kleineres Abenteuer mit Nebenfiguren im Stile von „Uncharted: The Lost Legacy“ könnte die Lücke bis zum nächsten großen Abenteuer füllen. Wann wir Serienheld Kratos wiedersehen werden, dürfte hingegen in den Sternen stehen.

Christian Trozinski