Laser-TV als grüne Zukunft des Wohnzimmerkinos? Hisense zielt am Thema vorbei.

Bildquelle: Hisense

Unter der Beschreibung Laser-TV bringen immer mehr Hersteller UST-Projektoren auf den Markt, die mit Laserlichtquelle und vergleichsweise kontrastschwachen DLP-DMD-Chips ausgestattet sind. In den meisten Fällen kommen 0,47-Zoll-DMDs zum Einsatz, die gerade mit HDR-Quellen aufgrund einer stark aufgehellten Schwarzdarstellung schwächeln.

Dass ausgerechnet ein Single-Chip-Projektor mit einem geringen nativen Bildkontrast umweltschonende HDR-Bilder ermöglichen soll, könnte man fast als verspäteten Aprilscherz bezeichnen, doch Hisense meint es ernst. Eine besonders provokante These: Die Laser-TV-Technologie schone den Planeten.

Laut Hisense verbraucht ein Laser-TV 50% weniger Energie als herkömmliche LCD-TVs in vergleichbarer Größe, was allerdings eine fatale Fehleinschätzung darstellt bzw. nur für ineffiziente TV-Geräte oder völlig unterschiedliche Helligkeitsvoreinstellungen gilt.

Denn während ein Laser-TV bei Bildgrößen von 100 Zoll nur noch extrem geringe punktuelle Helligkeitswerte ermöglicht, die keinesfalls HDR-Standards entsprechen, erreichen moderne Mini-LED-LCDs Spitzenhelligkeiten von mehr als 1500 Nits und damit mehr als das Zehnfache der punktuellen Leuchtstärke eines klassischen Laser-TVs. Würde man die Bildhelligkeit des LED-LCD-TVs auf die Laser-TV-Bildhelligkeit limitieren, wäre der Laser-TV keinesfalls der eindeutige Gewinner im Energiewettstreit.

Mini-LED-LCDs ermöglichen durch Local Dimming einen gezielten Helligkeitsabgleich, um dunkle Bildbereiche unabhängig von hellen Bildbereichen herunterdimmen zu können und damit Energie einzusparen. Laser-TVs können die Laserlichtquelle hingegen nur komplett herunterdimmen, was das gesamte Bild beeinflusst.

Um Kontrastnachteilen entgegenzuwirken, setzen Laser-TV-Hersteller auf eine digitale dynamische Kontrastoptimierung, die vergleichbar zu alten Edge-LED-LCDs arbeitet, um ein Vollbilddimming mit einer Kontraststeigerung zu kombinieren. Dieses Vorgehen ist allerdings stark vom Bildinhalt abhängig und funktioniert nur, solange der Videosignalpegel nicht vollständig von der Bildquelle ausgereizt wird.

Allein durch den Kontrastfilter erreichen Flachbildfernseher unter Wohnzimmerbedingungen einen deutlich besseren HDR-Bildkontrast als Laser-TVs mit einer Leinwand und leistungsstärkere Mini-LED-LCDs übertreffen Laser-TVs sowohl im HDR-Kontrast als auch bei der HDR-Helligkeit um ein Vielfaches. Zudem sind Laser-TVs bei der Tonqualität, den HDMI-2.1-Gaming-Features und der Eingabeverzögerung gegenüber leistungsstarken Flachbild-TVs im Nachteil, sodass von einer gleichwertigen Qualität im Wohnzimmer keine Rede sein kann.

Dabei gibt es Punkte, die sehr wohl für die Laser-TV-Geräte sprechen. Beispielsweise ist der Materialaufwand in der Herstellung von UST-Projektoren sowie der Einsatz von Verpackungen tatsächlich als umweltschonender einzustufen, als bei riesigen TV-Geräten, die allein durch den Transport die CO2-Bilanz stärker belasten. Somit bleibt die Laser-TV-Sparte auch in Zukunft ein interessantes Themenumfeld, das spannende Innovationen hervorbringen könnte.

Als eigenständige Produktkategorie sind UST-Laser-Projektoren ungemein reizvoll, doch mit einem direkten Flachbild-TV-Vergleich ist niemanden geholfen. Schließlich würde im Audiosegment auch niemand auf die Idee kommen, einen Kopfhörer mit einer Soundbar zu vergleichen, um die bessere Ökobilanz eines Kopfhörers herauszustellen.

Solange der Laser-TV-Markt von der kontrastschwachen 0,47-Zoll-DMD-Single-Chip-Technik dominiert wird, bleibt HDR-Fans nur die Wahl zwischen spezialisierten High-End-Projektoren oder XXL-Flachbildfernsehern mit leistungsstarker Mini-LED-LCD- oder OLED-Technologie, um HDR-Bildqualität und Bildgröße gleichermaßen auf das höchste Level zu heben.