Im Zuge der Einführung von PS5 sowie Xbox Series X und der Etablierung von HDMI-2.1-Bildquellen im Wohnzimmer haben wir mit Brad Bramy von HDMI über die technischen Hintergründe einer „Ultra-High-Speed“-Signalübertragung gesprochen.
Weitere Infos zu HDMI 2.1 findet ihr unter: www.hdmi.org/spec/hdmi2_1
HDTV Magazin: Herr Bramy, ist es technisch möglich, dass ein älteres High-Speed-HDMI-Kabel die neuen HDMI-2.1-Anforderungen eines Ultra-High-Speed-Kabels erfüllt?
Brad Bramy: Es mag technisch möglich sein, dass einige wenige High-Speed-Kabel bis zu 48 Gbps unterstützen, aber es erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Der neue Ultra-High-Speed-Standard erfordert 4 Übertragungsleitungen mit hoher Bandbreite, während der ältere High-Speed-Standard nur 3 Übertragungsleitungen mit hoher Bandbreite voraussetzt. Leitung Nummer 4 ist hier für die Taktsynchronisation zuständig, was nicht die volle Bandbreite erfordert. Es kann auch möglich sein, dass Konsumenten unter diesen Voraussetzungen ein Bild mit einem High-Speed-Kabel erhalten, dieses aber qualitativ schlechter ausfällt.
HDTV Magazin: HDMI 2.1 setzt auf eine neue Fixed-Rate-Link-Signalübertragung. Gibt es hierbei einen einheitlichen Standard oder unterschiedliche Möglichkeiten?
Brad Bramy: HDMI 2.1 Fixed Rate Link definiert 6 verschiedene Bandbreitenvoraussetzungen. Ultra High Speed HDMI Kabel müssen alle Möglichkeiten und somit auch 48 Gbps abdecken. Anderes sieht es bei Quellen und Endgeräten aus: Hier sind die 48 Gbps nicht immer notwendig, weshalb die Hersteller darüber entscheiden, welche Bandbreite vom jeweiligen Produkt unterstützt wird.
HDTV Magazin: HDMI 2.1 ermöglicht eine komprimierte Übertragungsvariante (DSC), um Bandbreite einzusparen. Wirklich notwendig ist DSC erst im 8K-Zeitalter. Wäre es technisch jedoch denkbar, dass DSC schon bei 4K Anwendung findet, um eine 4K-120-Hz-Übertragung mit leistungsschwächerer HDMI-2.1-Hardware sicherzustellen?
Brad Bramy: Ja. Das könnte eine Übertragung mit herkömmlichen Premium-HDMI-Kabeln möglich machen, allerdings müsste die Hardware der Geräte immer noch leistungsstark genug sein, um beispielsweise 4K-120-Hz-Signale verarbeiten zu können.
HDTV Magazin: Ergibt sich durch DSC eine Latenz, die man im Game-Mode bemerken würde?
Brad Bramy: Der DSC-Standard (Komprimierung und Dekomprimierung von Daten) wurde so entwickelt, dass auch Videospielsignale optimal übertragen werden können. Bei einem 4K-120-Hz-Signal sprechen wir von einer zusätzlichen Verzögerung von ca. 0.0037 Millisekunden. Dieser Unterschied ist so minimal, dass viele Messgeräte Probleme haben werden, diesen Unterschied überhaupt anzuzeigen. Man darf DSC nicht gleichsetzen mit einer herkömmlichen Videokomprimierung, denn hierbei können Verzögerungen von mehreren Millisekunden auftreten.
HDTV Magazin: Schon jetzt arbeiten neue Fernseher, Spielekonsolen und AV-Receiver mit unterschiedlicher HDMI-2.1-Hardware und es ist keine einheitliche Bandbreite zur 4K-120-Hz-Signalübertragung definiert. Warum wurde nicht ein einheitlicher Standard gewählt?
Brad Bramy: Bandbreite ist eng mit den Möglichkeiten verknüpft, die einem Hardwarehersteller zur Verfügung stehen und wie dieses Thema im Einzelfall umgesetzt wird, ist eine Frage, die nur vom jeweiligen Hersteller beantwortet werden kann. Wichtig zu wissen ist, dass HDMI 2.1 die Funktion Link Training unterstützt: Damit sind Quellen und Endgeräte in der Lage, Informationen auszutauschen und die bestmögliche Bildübertragung auf Basis der jeweiligen Hardware umzusetzen.
HDTV Magazin: Kauft man ein aktuelles HDMI-2.1-Ultra-High-Speed-Kabel, erkennt man bereits auf der Verpackung, dass Bandbreiten von 48 Gbps unterstützt werden. Wäre es für Konsumenten nicht sinnvoll, dass sich eine solch detaillierte Kennzeichnung auch bei Fernsehern und HDMI-Quellen durchsetzt?
Brad Bramy: Das wäre keine schlechte Idee. Wie Sie wissen, sind viele Features einer Spezifikation optional und somit Sache der jeweiligen Hersteller. Verspricht ein Hersteller die Unterstützung einer bestimmten Funktion, so sollten die jeweiligen Hinweise beispielsweise im Handbuch oder auch im Marketing-Material gelistet sein.
Vielen Dank für das Gespräch.