Dolby Vision IQ mit Precision Detail

Noch immer viel zu gut?

Dolby Vision ist einmal mehr in aller Munde, schließlich werden aktuelle Serien-Blockbuster wie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ oder „The Sandman“ allesamt in Dolby Vision gestreamt. In den vergangenen Jahren hat sich Dolby ­Vision stetig weiterentwickelt und mit Ausnahme von Samsung wird der Dolby-Vision-HDR-Standard von nahezu allen TV-Herstellern unterstützt. Der größte Vorteil von Dolby Vision ist die Einfachheit: Sie müssen sich um komplexe HDR-Abstimmungen keine Gedanken machen und die Voreinstellung Dolby-Vision-Kino ist meist so natürlich, dass sich weitere Anpassungen erübrigen. Allerdings gilt auch mit Dolby Vision: Serien und Kinofilme genießt man am besten in einem abgedunkelten Zimmer. Da sich eine Raumabdunklung im Wohnzimmer nicht immer umsetzen lässt, wurde mit Dolby Vision IQ das HDR-Konzept durch einen Lichtsensorabgleich erweitert. Zu dunkle HDR-Bildbereiche erscheinen mit Dolby Vision IQ leicht aufgehellt, sodass sich Details einfacher erkennen lassen. Mit Dolby Vision IQ können Sie düstere HDR-Inhalte in helleren Räumen mühelos genießen und gehen im Raum die Lichter aus, erscheint die Wiedergabe mit Dolby Vision IQ dennoch unverfälscht. Nicht immer ist Dolby Vision IQ innerhalb der Bildeinstellungen auf Anhieb zu finden, meist versteckt sich diese Funktion bei aktuellen Fernsehern hinter dem Dolby-Vision-Kino-Home-Modus oder die Lichtsensorsteuerung muss separat eingeschaltet werden. Lesen Sie mehr im aktuellen HDTV-Magazin.

Dolby Vision IQ in der Produktion

In professionellen Video-Programmen wie ­Davinci Resolve ist Dolby Vision mittlerweile fester Bestandteil des HDR-Workflows. Neben zahlreichen Optimierungen ermöglichen zusätzliche Metadaten eine genauere Tone-Mapping-Anpassung, falls die Anforderungen des HDR-Inhalts und die Möglichkeiten des HDR-Displays auseinanderklaffen.

Dolby Vision IQ mit 
Precision Detail
Dolby Vision IQ mit Precision Detail

Für Film- und Serienproduzenten ist die Weiterentwicklung des Dolby-Vision-Supports in Videoprogrammen wie Davinci Resolve eine große Hilfestellung, denn je einfacher sich die erstellten HDR-Videodaten auf einem handelsüblichen Fernseher korrekt darstellen lassen, desto mehr Zeit und Geld lässt sich während der ­Produktion sparen. In Anbetracht der Fülle an HDR-­Displays am Markt, die allesamt andere Leistungswerte aufweisen, ist Dolby Vision durch eine herstellerübergreifende Signalanpassung eine exzellente Lösung, um die HDR-Vorlage korrekt darzustellen. Mit klassischen HDR10-Inhalten ist es dagegen leicht möglich, eine zu aufgehellte und kontrastärmere Darstellung inklusive Detailverlusten zu provozieren.

LG bleibt Dolby-Vision-Primus

Nachdem TV-Hersteller LG Dolby Vision im Jahr 2016 im Consumer-TV-Markt einführte, ruhte sich der TV-Hersteller nicht auf diesen Lorbeeren aus: LG bietet weiterhin den umfangreichsten Dolby-Vision-Support. Neben der Möglichkeit, mit Xbox Series X 4K-120-Hz-­Videospielsignale in Dolby-Vision-Qualität zuzuspielen, zeigt LG mit den Modellen C2 und G2 erstmals die Vorteile von Dolby Vision IQ Precision Detail. LG-TVs mit dem Alpha9-Prozessor der fünften Generation sind bislang Grundvoraussetzung, um die neue Dolby-­Vision-Nachbearbeitung nutzen zu können, was Alpha7-Modelle wie den B2 leider ausschließt. Um Dolby Vision IQ Precision Detail einschalten zu können, ist es notwendig, die Dolby-Vision-Kino-Home-Einstellung zu wählen – im normalen Kinomodus ist die Funktion ebensowenig abrufbar wie im Spielmodus.

Präzisionsdetail

Unter der Bildeinstellung „Klarheit“ versteckt sich nach einem aktuellen Softwareupdate des Fernsehers die Option Präzisionsdetail. Mit Precision Detail erscheinen Details klarer herausgearbeitet, nicht unähnlich zu einer Pixelkontrastverstärkung. Das Ergebnis erscheint keinesfalls zu künstlich und provoziert auch keine Artefakte an Konturen. Stattdessen gewinnt der meist weiche Filmlook etwas an Struktur und HDR-Details erscheinen kontrastreicher. Ob man den Look mit Precision Detail bevorzugt ist vor allem eine Geschmacksfrage, letztlich bietet Dolby damit eine weitere Alternative für Anwender, denen der pure Kinolook bislang zu weich erschien. Durch die Nachbearbeitung kann es allerdings leicht passieren, dass der Hintergrund überbetont erscheint und man den Fokus auf den Bildvordergrund etwas aus den Augen verliert. Zudem trübte im Test ein Nachbearbeitungsfehler von Precision Detail den Bildgenuss: Es kann zum ungewollten Helligkeitsflackern kommen. Besonders deutlich war dieser Fehler bei der Introsequenz der Serie „The Sandman“ erkennbar, bei der ganze Bildbereiche eine schwankende Helligkeit zeigten. Da Precision Detail einzelne Details kontrastreicher herausarbeitet und dies Bild für Bild, können bei Kamerafahrten mit Kontrastwechseln abrupte Helligkeits- bzw. Kontrastschwankungen entstehen, die irritieren. Wird Precision Detail abgeschaltet, bleibt die Wiedergabe hingegen flackerfrei. Damit zeigt Precision Detail aktuell ein ähnliches Problem wie mit einer nachträglichen Kontrastverstärkung, die über die TV-Bildeinstellungen vorgenommen wird, allerdings ist das Potenzial von Dolbys Precision Detail deutlich höher einzustufen.

Dolby Vision IQ bleibt der Maßstab

Ob man Dolby Vision tatsächlich benötigt, ist häufig eine Frage der jeweiligen HDR-Bildinhalte und der Signalabstimmung eines modernen HDR-Fernsehers. Mit dem nötigen Fachwissen und einem leistungsstarken HDR-Display ist es sicher möglich, eine makellose HDR-Wiedergabe mit klassischer HDR10-Technik sicherzustellen, sodass man Dolby Vision nicht vermissen wird. Doch bei einer unüberschaubaren Anzahl unterschiedlicher HDR-Inhalte und einzelner Produktionsstudios, die den HDR-Inhalten ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken, ist es umso wichtiger, dass mit Dolby Vision ein herstellerübergreifender HDR-Standard verfügbar ist, der die korrekte Darstellung weniger stark von der eingesetzten Technik und den Einstellungen abhängig macht. Da wir Dolby Vision IQ Precision Detail kurz nach der Veröffentlichung getestet haben, ist es gut möglich, dass LG und Dolby bereits an einem weiteren Softwareupdate arbeiten, um die sichtbaren Helligkeitsschwankungen auszumerzen. Schon jetzt ist die neue Funktion eine interessante Erweiterung der zahlreichen Dolby-Vision-Möglichkeiten und es wird sicher nicht die letzte Weiterentwicklung des nach wie vor leistungsstärksten HDR-Standards sein.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 05/2022 der HDTV. Dort finden Sie auch andere interessante Artikel und Tests, rund um das Thema Technik & Innovation. Hier geht es zum aktuellen Heft!

Text/Bilder: Autor: Christian Trozinski; Bilder: Auerbach Verlag, LG

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