DOG zweifelt Display-Zertifizierungen an

Bildquelle: Stiftung Auge, DOG

Die Zertifizierung von unterschiedlichen Display-Eigenschaften kennt gerade durch Prüfinstitute kaum noch Grenzen, häufig werden dabei Dinge zertifiziert, die die Hersteller selbst vorgeben. Der wissenschaftliche Sinn oder Unsinn einer Zertifizierung wird im Einzelfall nur selten hinterfragt. Nun wurde es den Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft scheinbar zu bunt: Auf der DOG-Website wird die Zertifizierung von augenfreundlichen Displays mit geringem Blaulichtanteil oder Night-Shift-Modi infrage gestellt. Laut DOG ist die Blaulichtintensität von Displays viel zu gering, um messbare und belastbare Auswirkungen auf die Gesundheit oder das Schlafverhalten abzuleiten. Laut DOG sind derartige Zertifizierungen somit vor allem eines: Werbung, um Produkte und Testlogos zu verkaufen. Hier ein Auszug aus der Studie: „Dennoch ist die Lichtstärke bei der Nutzung elektronischer Geräte viel zu gering, um Netzhautschäden an den Augen hervorzurufen“, sagt Professor em. Dr. rer. nat. Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg. Dies zeigt der Vergleich: Die natürliche Beleuchtungsstärke im Freien bei bedecktem Winterhimmel beträgt in unseren Breitengraden etwa 5.000 lux, an einem Sonnentag bis zu 100.000 lux. Ein Computer-Bildschirm, sehr hell eingestellt, bleibt in 50 cm Abstand jedoch unter 500 lux. „Auch wenn Kinder durch Corona-bedingten Fernunterricht stundenlang vor Bildschirmen sitzen, sind zumindest Blaulicht- Augenschäden dadurch nicht zu befürchten“, stellt der Sehforscher fest. Weitere Erkenntnis zu vermeintlichen Beeinträchtigungen: Kontaktlinsen, die Blaulicht blockieren, schützen einer aktuellen Studie zufolge nicht besser vor einer Ermüdung der Augen bei der Bildschirmarbeit als Standardkontaktlinsen.Entwarnung gibt DOG-Experte Bach auch in Bezug auf mögliche Schlafstörungen, die das Blaulicht durch abendliches Lesen an elektronischen Geräten verursachen könnte. Diese Annahme ist inzwischen durch eine Studie mit 167 Probanden widerlegt, die erst vor wenigen Monaten erschien. Forscher hatten die Wirkung der „Night Shift“-Einstellung am iPhone untersucht – die Funktion dimmt bei Apple-Geräten den Blauanteil vom Displaylicht, um die behauptete Wirkung auf den Schlaf zu reduzieren. Ergebnis der dreiarmigen Studie: „Es gab keinen Unterschied in Bezug auf die Schlafqualität zwischen der Gruppe, die die Night Shift-Einstellung aktiviert hatte, und der Gruppe, die keine Night Shift-Funktion aktiviert hatte, oder der Gruppe derer, die gar kein iPhone genutzt hatten“, berichtet Bach. Der Tipp des Freiburger Sehforschers lautet daher: „Wer vor dem Einschlafen auf einem elektronischen Gerät lesen möchte, sollte eine maximale Helligkeit vermeiden – diese Empfehlung klingt trivial, ist aber richtig.“