„Junge und Alte sind gleichermaßen fasziniert von der digitalen Technologie. Diese „Digital Dream Kids“ sind unsere zukünftigen Kunden und um deren Erwartungen zu erfüllen, müssen wir selbst zu welchen werden.“ Nobuyuki Idei
Die offizielle Mitteilung von Sony:
Mit großer Trauer gab die Sony Group Corporation heute den Tod von Nobuyuki Idei, ehemaliger Vorsitzender und Group CEO der Sony Corporation, bekannt. Herr Idei verstarb am 2. Juni 2022 in Tokio. Die Todesursache war Leberversagen. Er wurde 84 Jahre alt. Eine private Beerdigung wurde abgehalten, an der enge Familienmitglieder teilnahmen, und seine Familie hat in dieser schwierigen Zeit um Privatsphäre gebeten. Zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Firmengedenkfeier geplant.
Herr Idei kam 1960 zur Sony Corporation (derzeit Sony Group Corporation, im Folgenden „Sony“) und wurde nach Führungspositionen in Sonys Audio Group, Home Video Group und Creative Communication Division im Jahr 1995 zum 6. Präsidenten und stellvertretenden Direktor von Sony ernannt. Er wurde 1998 CEO und diente von 2000 bis 2005 als Vorsitzender und CEO, womit er maßgeblich zum Wachstum und zur Reform von Sony beitrug.
Nach seiner Ernennung zum Präsidenten hat Herr Idei das digitale Netzwerkgeschäft von Sony unter der Schlüsselbotschaft „Digital Dream Kids“ aktiv vorangetrieben und die globale Expansion der vielfältigen Geschäftsbereiche von Sony, einschließlich Unterhaltung, beschleunigt. Darüber hinaus wurde Herr Idei parallel zu seiner Funktion als CEO von Sony im Jahr 2000 auf Wunsch der japanischen Regierung zum Vorsitzenden des japanischen IT Strategy Council ernannt, wo er die Planung und Implementierung von Breitbandnetzen im ganzen Land leitete.
Nach seinem Ausscheiden als CEO von Sony gründete Herr Idei das Beratungsunternehmen Quantum Leaps Corporation, das sich auf die Unterstützung der Unternehmenstransformation und die Förderung der nächsten Generation von Führungskräften konzentriert.
Dies ist ein Auszug unserer XXL-Sony-Story aus dem HDTV Magazin 2.2012:
Zeiten des Aufruhrs
Im Frühjahr 1995, nur ein Jahr vor Sonys 50-jährigem Bestehen, kürte Norio Ohga Nobuyuki Idei als Nachfolger. Idei, der bislang vorrangig im Marketingbereich von sich Reden machte, sollte nun einen Technologiekonzern von Welt leiten und die Verantwortung über neue Produktentwicklungen übernehmen.
Ohga begründete seine Wahl mit den Worten: „Sony ist nicht auf einen Entwickler angewiesen, sondern jemanden, der Technik über alles schätzt, der sich in die derzeitigen Entwicklungen hineinversetzen kann und zukünftige Trends rechtzeitig erkennt, jemand, der sich im Software-Segment auskennt und dies alles in einen globalen Zusammenhang setzen kann. All diese Faktoren führten zur Nominierung von Idei.“
Obwohl die Belegschaft nach Ohgas Rede seine Entscheidung akzeptierte, rissen die kritischen Stimmen nie ab. Dabei hatte Idei von Beginn an eine schwere Bürde zu tragen: Durch die Übernahme der Filmgesellschaften Columbia und TriStar klaffte ein riesiges finanzielles Loch. An die Welterfolge der vergangenen Jahrzehnte konnte Sony mit Ausnahme der Playstation zwar nur noch selten anknüpfen, dennoch setzten sich Großprojekte wie die DVD (1995) und Blu-ray-Disc (2006, Sony gewann einen erneuten Formatwettstreit gegen Toshiba) langfristig am Markt durch und eröffneten das Zeitalter der Digitalvideo- und HDTV-Ära.
Als Sonys Börsenkurse zur Jahrtausendwende gar schwindelerregende Höhen erreichten, kommentierte Idei die frohe Kunde in einem Interview mit den Worten, dass er die derzeitige Kursentwicklung für unrealistisch erachte, was den Sony-Kurs in den folgenden Monaten wieder nach unten korrigierte, bis der Börsencrash 2001 eine Talfahrt in Gang setzte.
Von derlei äußeren Faktoren unbeeindruckt verwirklichte Idei am Ende seiner Karriere eines der ambitioniertesten Projekte, in die Sony jemals investierte. Inspiriert durch die Schriften Dr. Ken Mogis und seinen Forschungen am Sony Computer Science Laboratorium, gab Idei grünes Licht für die Entwicklung der fortschrittlichsten Unterhaltungselektronikgeräte ihrer Zeit. Die Rahmenbedingungen des Projekts Qualia: Es gab kein Limit bei den Kosten und das Unmögliche sollte möglich gemacht werden. Das Ergebnis sollten Produkte sein, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch die Sinne ansprechen.
Emotionale Maschinen
Ideis Qualia-Projekt brachte nichts anderes als Video- und Audioprodukte bestehend aus Metall, Plastik und Leiterplatinen hervor, maschinell gefertigt und per Hand zusammengeschraubt – und doch umgab die leblosen Maschinenkörper ein lebhafter Geist, den man bei heutigen Produkten vergeblich sucht. Bis heute legendär ist der 2003 erschienene Projektor Qualia 004, der mit einem organisch anmutenden Gehäuse und erstmals Full-HD-Auflösung auftrumpfte. Doch das Schwelgen in Superlativen war nur von kurzer Dauer: 2005 folgte der wenig philosophische Kahlschlag, das Qualia-Projekt wurde eingestampft und Sony standen radikale Sparmaßnahmen bevor – Ideis Abschied verlief glanzlos.