Judder-freie Kinobilder: High Frame Rate für Filmemacher

Bildquelle: Pixelworks

Die Zwischenbildberechnung von Fernsehern sorgt für ruckelfreie und flüssige Bilder, doch der technologische Fortschritt geht nicht immer mit der künstlerischen Intention von Filmemachern Hand in Hand. Zwischenbildberechnungen erzeugen oftmals einen billigen Soap-Opera-Look und sorgen für ungewollte Artefakte. Eine neue Lösung von Pixelworks soll diese Probleme lösen und speziell die Filmemacher überzeugen. 

Ob „Der Hobbit“ mit 48 Bildern pro Sekunde oder „Gemini Man“ mit 120 Bildern pro Sekunde: Bisherige Versuche, mit High-Frame-Rate-Aufnahmen (HFR) zu punkten, schlugen fehl. Das Thema HFR war bislang eng mit 3D verknüpft: Judder-Effekte und Unschärfen bei Kameraschwenks trüben den Blick auf die greifbaren 3D-Welten, sodass Filmemacher wie Peter Jackson bewusst auf HFR setzten, um ein neuartiges Kinoerlebnis wie eine Vergnügungsparkattraktion zu erschaffen. 

Doch genau jenes Gefühl wollen viele Filmemacher vermeiden: Regisseure wie Christopher Nolan („Dunkirk“, „Tenet“), Denis Villeneuve („Dune“, „Blade Runner 2049“), Wes Anderson („The Grand Budapest Hotel“, „The French Dispatch“) und Damien Chazelle („LaLaLand“, „Aufbruch zum Mond“) oder Darsteller wie Tom Cruise („Top Gun: Maverick“, Mission Impossible“) schwören auf den klassischen 24p-Kinolook, der nicht selten in gigantischen IMAX-Dimensionen zelebriert wird.

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Die Überzeugung, dass nur 24 Bilder pro Sekunde die Kinoillusion aufrechterhalten kann, geht so weit, dass die Macher in einer Filmmaker-Mode-Kampagne die Zuschauer darüber informierten, dass eine Zwischenbildberechnung bei Flachbild-TVs pures Gift für die Kinofilmpräsentation ist und man deshalb unbedingt darauf verzichten sollte, wenn man Kinofilme möglichst hochwertig genießen möchte. 

24p als Kunstform

Professionelles Filmemachen ist eine Handwerkskunst, die auf jahrzehntelangen Erfahrungswerten basierend auf den technischen Möglichkeiten, den Grundgesetzen der menschlichen Wahrnehmung und den künstlerischen Intentionen der Produzierenden beruht. Allein mit dem Thema einer 24p-Kinofilmaufnahme könnte man ein gesamtes Buch füllen, denn die Bildanzahl allein sagt über den Look eines Kinofilms kaum etwas aus. Faktoren wie die Kameratechnik, Belichtungszeit, Kameraführung und das spätere Wiedergabegerät nehmen enormen Einfluss darauf, wie 24 Kinobilder pro Sekunde letztendlich empfunden werden.

Die unterschiedlichen Auswirkungen einer 24p-Kinofilmproduktion lassen sich je nach Filmgenre besonders einfach nachvollziehen: Während in vielen Filmen ein softer Motion-Blur-Look bei Bewegungen durch die abgestimmte Verschlusszeit angestrebt wird, kann bei Action- oder Kriegsfilmen die Belichtungszeit pro Einzelbild deutlich kürzer ausfallen.

Wer beispielsweise „Der Soldat James Ryan“ anschaut, wird einen besonders harten und ruckelig erscheinenden 24p-Look erkennen. Allein durch die Belichtungszeit lässt sich ein einzigartiger 24p-Look erzeugen, der den Inhalt des Films widerspiegelt. Der Wunsch der Filmemacher, auf eine Zwischenbildberechnung zu verzichten, ist somit nachvollziehbar, damit eine Filmwiedergabe ihre ursprüngliche Intention beibehält. 

Der Kern des Problems

Die Zwischenbildberechnung eines Fernsehers kann auf keinerlei Informationen bzw. Metadaten einer Kameraaufnahme zurückgreifen, sondern ist vor allem ein technisches Ratespiel, um neue Bilder zwischen bestehenden Bildern einzufügen, um für einen flüssigeren und schärferen Bildablauf zu sorgen. Da dieser Prozess allein durch die Technik der TV-Hersteller und nicht durch die Filmemacher beeinflusst wird, entsteht häufig ein gänzlich neuer Look.

Wer einen Film beispielsweise auf einem Fernseher von LG, Panasonic, Philips, Samsung, Sony oder TCL anschaut und die Zwischenbildberechnung aktiviert, der wird Unterschiede bei den Bildinterpolationen erkennen. Bildbewegungen können flüssiger oder ruckeliger erscheinen und mehr oder weniger Artefakte aufweisen. Ob künstlich steril oder durchaus filmisch: Bei der Zwischenbildberechnung gibt es keinen allgemeingültigen Konsens.

Doch bei aller berechtigten Kritik der Filmemacher: Eine Zwischenbildberechnung kann eine Bildwiedergabe sichtbar aufwerten. Wer beispielsweise die 3D-Blu-rays der Hobbit-Trilogie mit leistungsstarker Zwischenbildberechnung betrachtet, der kommt dem HFR-Kinolook deutlich näher als bei einer Wiedergabe mit 24 Bildern pro Sekunde. Neue Entwicklungen wie HDR sorgen für weitere Probleme, denn wie wir Judder-Effekte wahrnehmen, hängt nicht nur von der Bewegungsgeschwindigkeit und Belichtungszeit der Aufnahmen ab.

Bildquelle: Pixelworks

Je heller und kontraststärker eine Szene mit schnellen Bildbewegungen erscheint, desto irritierender machen sich Judder-Effekte bemerkbar. Selbst mittels Motion Blur lassen sich Judder-Effekte dann häufig nicht mehr vernünftig maskieren. Was im dunklen Kinosaal und geringer Bildhelligkeit noch bestens funktioniert, kann im Wohnzimmer irritierend erscheinen. 

24p bleibt bestehen

Mehr Bilder pro Sekunde aufzunehmen, bringt mehr Nachteile für das Filmemachen mit sich, als man zunächst annehmen mag. Durch die höhere Bildanzahl pro Sekunde muss die Belichtungszeit für jedes Einzelbild minimiert werden, was zu einem höheren Bildrauschen führen oder andere Objektive, Blendeneinstellungen oder Beleuchtungen am Filmset erfordern kann. Der filmische Motion Blur kann fast vollständig verloren gehen und die Produktionskosten steigen an, denn mehr Bilder bedeuten einen größeren Speicherbedarf, einen Mehraufwand beim Colour Grading, CGI-Rendering und der Finalisierung der Filmdateien.

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Zudem werfen HFR-Projekte wie „Gemini Man“ eine ganz neue Frage auf: Ist eine technisch beeindruckende Aufnahme und Wiedergabe in messerscharfer Fotoqualität tatsächlich die Zukunft des Kinos? Die schönsten Kinoerlebnisse der letzten Jahre basieren allesamt auf einer traditionellen Herangehensweise des Filmemachens, bei der nicht selten analoge Kameras zum Einsatz kamen oder die digitalen Daten mit Filmstreifentechnik verheiratet wurden.

Filme wie „LaLaLand“, „Dune“, „Blade Runner 2049“, „Dunkirk“, „Tenet“, „West Side Story“ und „The Batman“ funktionieren gerade deshalb, weil sich die gesamte Filmstimmung organisch anfühlt und das genaue Gegenteil eines sterilen HFR-Looks darstellt. Doch müssen es wirklich immer 24 Bildern pro Sekunde sein? So unterschiedlich alle genannten Filme beispielsweise beim Colour Grading ausfallen, so einheitlich werden sie im 24p-Look präsentiert.

Das dogmatische Festhalten am 24p-Kinostandard schränkt die künstlerischen Ideen durchaus ein und die Möglichkeiten von moderner TV- und Beamer-Technik, die problemlos 60 oder gar 120 Bilder pro Sekunde wiedergeben kann, bleiben ungenutzt. Doch wie lassen sich mehr Bilder pro Sekunde und eine klassische Filmproduktion in Einklang bringen?

TrueCut Motion

Die Idee hinter der TrueCut-Motion-Technologie von Pixelworks ist nicht neu: Anstatt eine Zwischenbildberechnung über einen Fernseher oder Projektor ablaufen zu lassen, werden mehr Bilder pro Sekunde innerhalb der Software zur Filmproduktion erzeugt. Während die Produzierenden einen klassischen 24p-Look bei der Filmaufnahme anstreben können und sämtliche Produktionsabläufe beibehalten werden können, erlaubt die Software nachträglich eine Konvertierung mit zielgerichteten Anpassungen auf Basis der originalen Kameradaten.

Damit lassen sich Judder-Effekte minimieren, ohne den 24p-Filmlook künstlich erscheinen zu lassen und gewollte Motion-Blur-Effekte bleiben erhalten. Da die Software nicht einen einheitlichen Prozess vorschreibt, sondern höchst variabel eingesetzt werden kann, lassen sich Szene für Szene unterschiedliche Abstimmungen vornehmen, sodass eine kontrastreiche helle Szene mit viel Bewegung eine andere Abstimmung erhalten kann als eine düstere ruhige Filmsequenz.

Bildquelle: Pixelworks

Zudem ist es mit solch einer Software denkbar, dass für Arbeiten in Echzeit innerhalb eines Filmprojekts auf eine leistungsschwächere Bildvorschau zurückgegriffen werden kann, während die finalen Filmdateien in bestmöglicher Qualität artefaktfrei gerendert werden. Der Fernseher oder Projektor muss lediglich den höheren Bilddatenstrom von beispielsweise 48 oder 120 Bildern pro Sekunde verarbeiten. 

HFR-Zukunft 

Den Anfang eines möglichen neuen HFR-Kinozeitalters machen in den nächsten Monaten die zwei Filmklassiker „Titanic“ und „Avatar“, die mit HFR-TrueCut-Motion-Nachbearbeitung erneut ins Kino kommen. Wieder einmal ist es Regisseur James Cameron, der nach dem 3D-Hype an eine weitere Zukunftsvision des Kinos glaubt und HFR von Pixelworks unterstützt.

Bildquelle: Pixelworks

Abzuwarten bleibt, ob sich HFR als neuer Filmstandard auch im Wohnzimmer etabliert oder wie 3D lediglich eine kurzzeitige Begeisterungswelle auslöst, um dann ebenso schnell wieder abzuebben. In Zeiten des schwindenden Interesses an Filmdatenträgern wie der UHD Blu-ray und dem Boom von Streaming-Anbietern besteht zudem die Gefahr, dass HFR-Filme mit mehr Bildern pro Sekunde bei gleicher Datenrate wie bisherige 24p-Inhalte übertragen werden, was die Qualität negativ beeinträchtigen könnte.

48 Bilder pro Sekunde ist zudem kein geläufiger TV-Standard, was eine nachträgliche Anpassung notwendig machen könnte. Eine andere HFR-Zukunftsvision zwischen Filmemachern, Inhalteanbietern und TV-Herstellern wäre eine Vereinheitlichung der Zwischenbildberechnung bei Fernsehern und Projektoren und der Einsatz neuer Metadaten, sodass die Endgeräte auf Basis der Inhalte und Zusatzinformationen automatisch die Intensität der Zwischenbildberechnung variieren.

Welche HFR-Zukunft in den nächsten Jahren auch immer Einzug halten mag: Der 24p-Filmlook wird weiterbestehen und hochwertig produzierte Filme werden ihre ganz eigene Magie beibehalten.